Ein Blick auf den KV-Markt
Weniger Kundinnen und Kunden, höhere Ausgaben, dafür aber mehr Wechselwillige – die Krankenversicherung entwickelt sich stabil. Wo liegen die Problemfelder? Ein Blick auf den Markt der Krankenversicherung.
Auch wenn die Coronavirus-Krise im Jahr 2023 überwunden scheint, ist das Marktumfeld für die Krankenversicherung nicht unbedingt einfacher. „Mit der Zinswende, der einhergehenden Inflation und auch den schwierig vorhersehbaren Auswirkungen des Ukraine-Kriegs tun sich neue Problemfelder auf“, erklärt Alexander Kraus, Fachkoordinator Krankenversicherung der Assekurata Assekuranz Rating-Agentur GmbH, in einer Pressemeldung des Unternehmens. Allgemein sei das Stimmungsbild auf Seiten der Versicherer für den gesamten Markt der KV jedoch „überraschend positiv“.
Die von Assekurata untersuchten Kennzahlen sind dagegen positiv: Die gesamten Beitragseinnahmen befinden sich weiterhin auf einem Rekordniveau. Das führt wiederum zu einer stabilen Sicherheitslage der KV – die Eigenkapitalquote zeigt dies ebenfalls und steigt von 16,0 Prozent auf 16,7 Prozent.
Gleichzeitig nähern sich die gesamten Leistungsausgaben wieder dem Pre-Corona-Niveau an. „Die erwarteten Nachholeffekte aus der Corona-Phase scheinen sich teilweise bereits niederzuschlagen“, berichtet Abdulkadir Cebi, Bereichsleiter Analyse und Bewertung bei Assekurata. „Dagegen liegen die Kostensteigerungen infolge der Inflation unter dem Niveau anderer Sparten, wie zum Beispiel der Schadenversicherungen.“ Für die kommenden Jahre sieht er die Möglichkeit eines zeitversetzten Anstiegs. Künftige strukturelle Reformen könnten die Leistungsausgaben ebenfalls beeinflussen.
Besonderes Augenmerk legen die Versicherer derzeit auf die Zahnzusatzversicherung und die betriebliche Krankenversicherung. Sowohl in Bezug auf die aktuelle Geschäftslage als auch in der Wachstumseinschätzung seien sie optimistisch gestimmt. Das geht aus einer Umfrage zur Markteinschätzung hervor, die Assekurata unter 13 Krankenversicherern durchgeführt hat.
Zahlen des PKV-Verbandes stützen diese Einschätzung: Insgesamt sind 1,77 Millionen Beschäftigte in der komplett vom Arbeitgeber versicherten betrieblichen Krankenversicherung abgesichert (plus 12,1 Prozent).
Und zuletzt konnten auch die Kranken- und Pflegeversicherungen ein Plus an Beitragseinnahmen vorweisen. Diese stiegen um 3,7 Prozent auf knapp 47,1 Milliarden Euro. Davon entfallen etwa 42 Milliarden Euro auf die Krankenversicherung, 5,1 Milliarden Euro auf die private Pflegeversicherung. Im Jahr 2022 zahlten die Versicherer Leistungen in Höhe von 33,3 Milliarden Euro.
Wie das konkret aussieht, verraten aktuelle Zahlen des KV-Verbands. Diesen zufolge ist die Krankenversicherung im Jahr 2022 erneut gewachsen: Die Gesamtzahl der Versicherungen stieg um mehr als 600.000 auf rund 37,8 Millionen. „Damit ist fast jeder zweite Bundesbürger und Bundesbürgerin privatversichert“, fasst Thomas Brahm, Vorsitzender des PKV-Verbands , zusammen. Bei den Zusatzversicherungen stand ebenfalls ein Plus auf dem Papier: Ihre Zahl stieg auf 29,1 Millionen (plus 2,2 Prozent). Immer mehr Menschen möchten ihren gesetzlichen Schutz mit privaten Leistungen aufstocken.
Weiterhin zeigt der PKV-Verband eine wachsende Anzahl der Wechselwilligen. Zum fünften Mal in Folge wechseln im Jahr 2023 mehr Menschen aus der gesetzlichen Krankenversicherung in die private Kranknversicherung als umgekehrt. Am Schluss gab es hier ein Plus von 30.300 Versicherten zugunsten der KV. Trotzdem kämpft die Branche mit Zugangsproblemen in der Vollversicherung - der Nettobestand sank um 14.000 Versicherte. Dafür macht Assekurata die steigende Zahl der Sterbefälle und die deutliche Anhebung der Jahresarbeitsentgeltgrenze verantwortlich.
Genauere Details zu allen Neuerungen finden Interessierte auch hier: