Women Rock! Interview
Am 03. Januar 1987 wurde erstmals eine Frau in die Rock n’ Roll Hall of Fame aufgenommen. „Aretha Franklin” lautet der Name der US-amerikanische Soul-Sängerin, die den 3. Januar seither zum Internationalen Women Rock! Day kürte. Da Frauen nicht nur im Musikbusiness rocken, sondern auch besonders in unserer Branche, rückt die Gothaer für die Women Rock!–Serie Kolleginnen aus dem Unternehmen und der Branche ins Rampenlicht.
Diesmal im Interview: Stefanie Weidner, Leiterin Unternehmensentwicklung, Corporate Innovation und Digitalisierung bei GründerFinanz.
Redaktion: Du sagst selbst über Deine Arbeit, es ist Digitalisierung und Future Work Design mit Herz und Hirn. Was konkret meinst Du damit?
Stefanie Weidner : Unter „Future Work“ verstehe ich das Fitmachen von Unternehmen für die Zukunft. Das beinhaltet ganz unterschiedliche Aspekte wie zum Beispiel die Entwicklung von Dienstleistungen und Strukturen, die zu den Bedürfnissen passen, die unsere Kunden und auch unsere Mitarbeiter in den kommenden Jahren mit hoher Wahrscheinlichkeit haben werden.
Die Digitalisierung ist dabei ein elementarer Bestandteil. Schon vor Corona haben wir beispielsweise die GründerFinanz so aufgestellt, dass wir remote arbeiten konnten. Für unsere Kunden entwickeln wir gerade eine online Abschlussstrecke für eines der komplexesten Produkte, die bAV.
„Mit Herz und Hirn“, weil ich bei meiner Tätigkeit meine Superpower – meine Hochbegabung – einsetze und der persönliche Aspekt ebenfalls eine zentrale Rolle spielt.
Redaktion: Inwieweit stimmst Du der Aussage zu, dass Digitalisierung und „Herz“ ein Widerspruch sind? Geht mit zunehmender Digitalisierung nicht auch der persönliche Kontakt verloren?
Stefanie Weidner: Ich stimme der Aussage nicht zu. Zunehmende Digitalisierung gibt den Versicherungsmaklern sogar mehr „Herz“ und macht persönlichen Kontakt möglich. Die Versicherungsmakler müssen, besonders in den letzten Jahren, immer strengere Auflagen erfüllen, die zu einem immensen bürokratischen Aufwand führen. Dadurch bleibt weniger Zeit für die eigentliche Arbeit. Der manuelle Aufwand der bürokratischen Tätigkeiten kann durch die Digitalisierung minimiert werden, bei gleichzeitiger Einhaltung der Auflagen. Dadurch haben die Makler wieder mehr Zeit für ihre Kunden. Als hybrider Versicherungsmakler, wie es die GründerFinanz ist, nutzen wir das Beste aus beiden Welten: Die Digitalisierung, um unter anderem Prozesse zu vereinfachen und zu automatisieren. Den persönlichen Kontakt, um unsere Kunden und ihre Bedürfnisse kennenzulernen, individuelle Lösungen zu entwickeln und persönlich für sie da zu sein.
Bei einem 100 Prozent digitalen Angebot stimme ich zu: da geht schnell der persönliche Kontakt verloren. Besonders im Beratungsprozess und in Schadenfällen halte ich das dann für sehr kritisch.
Redaktion: Warum war für Dich der Schritt in die Selbstständigkeit wichtig? Ist er Dir leicht gefallen?
Stefanie Weidner: Seitdem ich Anfang 20 war, war ich immer selbständig und hatte viele Jahre auch eigene Unternehmen im Bereich Coworking und Softwareentwicklung. Für mich ist die Selbständigkeit immer normal gewesen und ich habe sie sehr genossen. Bei der GründerFinanz bin ich jetzt zwar angestellt, kann aber meinen Arbeitsalltag als Unternehmerin gestalten. Ich kann meine Vision und Ziele verfolgen und habe auch darüber hinaus außergewöhnlich viele Freiheiten. Ohne diese Freiheiten und Gestaltungsspielräume würde ich mich auch nie wieder auf eine Anstellung einlassen. Das ist eine der vielen Vorteile, die ich an der GründerFinanz und ihrem Team schätze.
Redaktion: Wie und warum bist Du zur Finanz- /Versicherungsbranche gekommen?
Stefanie Weidner: Holger Hegemann, der Inhaber der GründerFinanz, und ich sind auch privat ein super Team. Als er mit der GründerFinanz den digitalen Weg einschlug, fragte er mich, ob ich dabei unterstützen könnte. Da ich gewisse Vorurteile der Branche gegenüber hatte, zum Beispiel dass es langweilig und konservativ sei, habe ich nicht direkt mit einem Freudenschrei zugesagt.
Nachdem ich dann einige Zeit in den Betrieb der GründerFinanz reingeschnuppert hatte, war ich positiv überrascht, wie viel Potenzial in der Branche steckt und wie viele spannende Aufgaben ich bei der GründerFinanz übernehmen konnte.
Danach war es für mich klar: Ich möchte dort arbeiten und gemeinsam mit dem Team an unserem Ziel arbeiten, den größten hybriden Versicherungsmakler für Startups und ihre Gründer aufzubauen. Bis heute freue mich jeden Tag über meine Entscheidung.
Redaktion: Auf Deinem LinkedIn Profil findet sich ein Post, in dem Du Dich über Dich selbst ärgerst. Konkret geht es um die Aussage, das Muttersein oft als „Ausrede“ vorzuschieben, um sich manchen Herausforderungen nicht stellen zu müssen. Ist das Dein eigener Anspruch? Oder sollten sich Mütter generell häufiger zutrauen, Kind und Karriere zu vereinen?
Stefanie Weidner: Ich ärgere mich, wenn mir der Satz „Ich kann nicht, weil ich ein Kind habe“ herausrutscht. Diese Überzeugung hatte sich ganz unreflektiert bei mir eingeschlichen. Dabei ist es Schwachsinn. Und für mich persönlich möchte ich so etwas auch nicht meiner Tochter vorleben.
Dass man als Mutter alles „kann“, zeigen so viele tolle, starke und inspirierende Frauen. Mütter sollten sich alles zutrauen, was sie glücklich macht und dem folgen, was sie „wollen“.
Willst du als Mama Karriere machen? Go for it. Willst du als Mama Care-Arbeit zu Hause leisten? Dann mach das. Wenn du aber mit Beurteilungen konfrontiert wirst wie „als Karriere-Mutter bist du eine Rabenmutter“ und „als Mutter, die sich zu Hause um die Kinder kümmert, bist du faul“ über „You can’t have it all“ bis zu „Know your place“, dann ist es schwer, diese limitierenden Haltungen nicht zu übernehmen. So wie es mir passiert ist. Und wenn das passiert, ist es echt blöd. Dann schränken Mütter sich ein, nur weil irgendwer der Meinung ist, dass sie nicht in der Lage sein können oder es falsch sei, was sie sich wünschen. Und wie sehr die Meinung „Mama, you can’t have it all“ verbreitet und sogar noch gefeiert wird, zeigen leider in kleinem Rahmen die Reaktionen auf mein Posting.
Also deshalb an alle Mütter: Doch! Ihr könnt alles haben. Ihr müsst aber nicht alles wollen. Ganz am Ende geht es darum, dass ihr das macht, was euch glücklich macht. Denn wenn du glücklich bist, bist du die beste Mutter.