Warum ändern wir das nicht endlich?

Die Renten von Frauen sind immer noch deutlich niedriger

2022 neigt sich dem Ende zu. Welche Bilanz zieht die Gothaer aus dem vergehenden Jahr? Das beantwortete sie am Dienstag im aktuellen Jahresabschlussgespräch.

Überblick Geschäftsjahr 2022

Die globalen Krisen sind auch an der Gothaer nicht spurlos vorübergegangen. Auch wenn im täglichen Leben die letzten Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie, namentlich Maskenpflicht und Quarantäneregelungen, nach und nach fallen, so sind die Lieferketten weltweit nach wie vor beschädigt. Hinzu kam im Frühjahr der Krieg in der Ukraine, dessen volle Auswirkungen noch nicht absehbar sind. Bereits jetzt führten die stark gestiegenen Energiepreise zu weiteren Engpässen bei den Ressourcen – und damit zu einer Rekordinflation.

„Die Inflation frisst sich von unten in die Gesellschaft“, sagte Konzernchef Oliver Schoeller dazu. Für den Konzern sei dies eine besondere Herausforderung. Die gute Nachricht in diesem schwierigen Marktumfeld: Der Gothaer Konzern wird seine Position als führender Partner für den Mittelstand weiter ausbauen können – und das mit einem Plus von 7,2 Prozent in diesem Segment. „Unser Kompositversicherer – die Gothaer Allgemeine – und die Gothaer Krankenversicherung trotzen den schwierigen Marktbedingungen und wachsen im Vergleich zum Vorjahr“, führt Oliver Schoeller weiter aus. Für das Jahr 2022 rechnet der Konzern mit Beitragseinnahmen in Höhe von 4,6 Milliarden Euro, was im Vergleich zum sehr starken Jahr 2021 ein Minus von 2,4 Prozent bedeutet. Im Detail steht für das Segment Komposit ein Wachstum von fünf Prozent auf dem Papier, für Kranken sind es 1,0 Prozent und für Leben minus 16 Prozent.

Große Ziele bei der Nachhaltigkeit

Weiterhin treibt die Gothaer das Thema Nachhaltigkeit weiter voran. Aktuell versichert der Konzern 30 Prozent aller Windkraftanlagen in Deutschland. Mit 1,4 Milliarden Euro nennt die Gothaer den höchsten Investment-Anteil der Branche in erneuerbaren Energien ihr Eigen. Das ESG-Commitment ist hier mit klaren Zielen untermauert. So strebt der Konzern etwa die Klimaneutralität in seinen Kapitalanlagen an, außerdem soll das Versicherungsportfolio bis spätestens 2045 CO2-neutral sein. Eine klimaneutrale Hauptverwaltung und soziales Engagement gehören ebenfalls zu den nachhaltigen Zielen der Gothaer.

„Wir sehen uns in einer Führungsrolle dabei, den Weg in eine CO2-freie Wirtschaft zu bereiten“, kommentiert Oliver Schoeller. Nicht umsonst zeichnete Zielke Research den Konzern erst vor Kurzem im großen Nachhaltigkeitsranking mit „Gold“ aus. Weitere Informationen dazu finden Interessierte hier auf dem Blog. Ein Ausschlusskriterium bei der Gothaer: Es finden nur Investments in Unternehmen statt, die weniger als 20 Prozent ihres Umsatzes auf Kohleabbau zurückführen können. Bis 2030 soll dieser Wert graduell noch schrumpfen.

„Wir wollen, dass unsere Mitarbeiter im Nachhaltigkeitskontext aktiv werden.“ – Oliver Schoeller

Kapitalanlage

Auch in der Kapitalanlage ist der Grundtenor positiv: Trotz einer schwierigen Kapitalmarktsituation kann die Gothaer solide Kapitalanlageergebnisse und Nettoverzinsungen vorweisen. In der Gothaer Leben war ein reduziertes Kapitalanlageergebnis zu verzeichnen, was vor allem aus den gesunkenen Anforderungen der Versicherungstechnik für den Aufbau der Zinszusatzreserve (ZZR) resultiert. Sowohl der Jahresüberschuss als auch das Eigenkapital konnten gesteigert werden. Aufgrund des starken Zinsanstiegs gingen die klassischen Anlagen ein Stück weit zurück, dafür konnte die Gothaer bei den alternativen Anlagen weiter aufbauen.

  • Bei der nachhaltigen Kapitalanlage verfolgt die Gothaer die folgenden Ziele:
  • Bis 2050 soll das Investment-Portfolio entsprechend der NZAOA CO2-neutral sein.
  • Bis 2040 will die Gothaer aus der kohlbasierten Energiewirtschaft aussteigen.
  • Außerdem steht bis 2024 eine Reduktion des Carbon Footprints jeweils in Aktien- und Unternehmensanleihen um 25 Prozent auf dem Plan, für Real Estate Equity sind es 20 Prozent.
  • Die Gothaer will die Impact/thematischen Investments jährlich um 200 Millionen Euro hochfahren.
  • Und zuletzt ist ein Engagement-Dialog zum Thema Klimaschutz mit mindestens 20 Unternehmen im Portfolio geplant.

Geschäftszahlen der Risikoträger

Punkt Nummer drei: Die Geschäftszahlen der Risikoträger, aufgeteilt in die drei Sparten Allgemeine, Leben und Kranken.

Gothaer Allgemeine

Die Gothaer Allgemeine hat im laufenden Jahr voraussichtlich ein Wachstum von 5,5 Prozent zu erwarten. Beachtlich daran: Das Vertriebsergebnis übertrifft sogar das herausragende Vorjahresergebnis. Nach dem Rekordjahr 2021 ging der Aufwand nach Naturschäden wieder auf ein „normales“ Maß zurück (minus 80 Prozent), und das trotz der Stürme Ylenia/Zeynep/Antonia, die zusammengerechnet zu den vier größten Kumulschadenereignissen der letzten zehn Jahre gehören.

Gothaer Leben

In der Leben-Sparte wird das Neugeschäft in Anbetracht der stark veränderten Rahmenbedingungen voraussichtlich ein Stück weit sinken. Die Bruttobeitragseinnahmen gingen um knapp 18 Prozent zurück, das Neugeschäft sank um 22 Prozent. Der Rückgang ist allerdings hauptsächlich durch das branchenweit stark rückläufige Einmalbeitragsgeschäft bedingt. Hier war die Gothaer Leben 2021 wesentlich stärker gewachsen als der Markt. Die Sparte Leben profitiert 2022 zwar insofern von den steigenden Zinsen, als dass nun höhere Neuanlagerenditen möglich sind, allerdings ist die Sparfähigkeit weiter Bevölkerungsteile deutlich gesunken. Demnach ist aktuell eine starke Zurückhaltung beim Kauf zu beobachten.

Gothaer Kranken

Und die Gothaer Kranken durchbrach im laufenden Jahr die Schallmauer von 700.000 Kunden. Das sei „die höchste Zahl an Versicherten, die wir je bei der Krankenversicherung hatten“, konstatiert Dr. Sylvia Eichelberg, Vorstandsvorsitzende der Gothaer Krankenversicherung AG. Die Bruttobeitragseinnahmen stiegen um 1,0 Prozent, die Zahl der versicherten Personen um 13.000. Besonders deutlich wächst der Bereich betriebliche Krankenversicherung (bKV). Im Neugeschäft steht ein Plus von 24 Prozent auf dem Papier. Im Oktober 2022 führte der Konzern erfolgreich neue Budget-Tarife ein.

Der Partner für den Mittelstand

Und zuletzt gab die Konzernleitung einen Überblick zur neuen Gothaer Kampagne „Zukunft wird aus Mut gemacht“. Diese habe dabei geholfen, die Bekanntheit der Gothaer bei den relevanten Zielgruppen junge Menschen und KMU um 30 Prozent zu steigern.

Außerdem legte sie dar, wie sich die Rolle der Gothaer als führender Partner für den Mittelstand entwickelt. Fazit: Sie wird die Pole Position voraussichtlich weiter ausbauen. Eine hohe Innovationskraft, ein starkes Underwriting und eine ebenso positive Nachfrage in der Biometrie, der bKV und im Komposit-Geschäft befeuern diese Entwicklung. „Damit bestätigen wir, dass wir führender Partner für den Mittelstand sind – der Kern unserer strategischen Ausrichtung“, erklärt Oliver Schoeller. Im Unternehmerkundengeschäft prognostiziert der Konzern ein Wachstum von 7,2 Prozent.

Da sich die gegenwärtigen Krisen vollumfänglich aus der Knappheit beim Angebot entwickelt haben, sei nur eine Verbesserung des Angebots in der Lage, sie wirksam zu bekämpfen. Eine Krise beim Angebot bewirkt direkt eine Krise bei der Nachfrage. Die Konzernleitung hat vier Handlungsfelder ausgemacht, über die die Gothaer ihren Unternehmerkunden dabei helfen will, die aktuellen Turbulenzen zu durchschiffen:

  • Senkung von Risiken
  • Bessere Cyberkapazität
  • Attraktive Employer-Benefits-Lösungen im Kampf um Fachkräfte
  • Aktive Unterstützung des Mittelstands in Sachen Nachhaltigkeit

Ausblick auf 2023

„Wir glauben, dass das kommende Jahr herausfordernd bleibt“, sagt Oliver Schoeller abschließend. Inflation und hohe Zinsen werden die Wirtschaft auch im Jahr 2023 beschäftigen. Eine starke ökonomische Disziplin sei gefordert. Der Gothaer Konzern wird seine Wachstumsstrategie dennoch mit leichten Anpassungen fortsetzen.

„Im Kern geht es darum, dass wir unsere Fähigkeiten ausbauen, für Kunden da zu sein.“ – Oliver Schoeller

Autor

Lars Nievelstein

Hat Kunstgeschichte und Literatur studiert. Schreibt gerne. So gerne, dass er sich sowohl in der NewFinance-Redaktion als auch in der Freizeit damit beschäftigt. Und sollte er mal nicht schreiben, interessiert er sich für E-Sport, Wirtschaft und dafür, wer gerade an der Börse abrutscht.